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Gedichte

Auf einer trockenen Brotkruste

herumkauend im Gleichschritt

zur metronomen Lebenseinfältigkeit

erhoffe ich mir die Erbeißung

einer Zahnlücke.

Aber mein Zeitverkauen

erschließt nur sorglos hineingezimmerte

Vergessensfüllungen

Oh Mundraum

du Urraum,

in dem die Zunge -

feuchter Roter Teppich -

manchmal auch geküsst,

sich doch am liebsten

mit sich selbst vergnügt.

*

Dein schwarzes Richterbuch

zerreiße ich gleich in der Luft.

Und mit deinem schmalbrüstigen Sohn

brauchst du mir erst gar nicht drohen,

denn dem Tag habe ich gestern schon,

ins Gesicht gelacht,

als er mich an dich verwiesen hat.

*

In der Geschichte

einem matten Spiegel

entschaut -

an einer Weggabelung

aus zwei Sätzen

vor einem dunklen Wald –

da sitze ich,

ein Verirrter,

in seiner Welt

aus Vergangenheit.

*

Wenn sich meine Ãœbelkeit

unter einer schweißnassen Achsel

in die Klomuschel ergießt,

dann zieht sich der

braun, grüne Speichelfade

bestimmt als Verbindung

zum Ausfluss in die Sprachlosigkeit.

*

Ohne Einsatz, ganz ruhig,

die Kugel im Lauf,

ein Lied auf die Wahrscheinlichkeit

und ihren Verlauf.

Die Regellosigkeit vertrage ich nur schlecht,

darum betrüge ich mich vorzüglich,

wenn ich ein System aus

Drogen und Gedichten spinne.

Schwarz oder Rot – irgendwann

bin ich fällig.

Bis dahin aber,

lebe ich ohne Einsatz.

*

Ein neuer Tag als

Hineinblättern

in eine noch unbeschriebene Seite.

Wieder das Wissen darum,

dass ich handeln muss,

um sie voll zu kriegen

mit Wörtern,

die ich doch niemals vollbringe.

Und wieder der Gedanke daran,

nur reiner Text sein zu Wollen.

*

könnte man doch

diesen glücklosen Fußgestank

in eine kleines…

Weggedicht übersetzen.

So als kaputten Kompass,

um den man weiß.

Doch trotzdem:

immer nur die falsche Richtung:

Ach, ich brauche frische Socken.

*

Für meinen Grabsein

Das Gedicht

zerstört

sich

nach seiner

Durch-

denkung

von selbst.

Eins, Zwei, Drei

*

Am Anfang stand…

Stirnschwer

mein Bücherschrank

der Wissbegierigkeit

hinaufgezimmert

auf einen kleinen Punkt

in der Zeit.

Gekopfschmerzte Langweiligkeit

als mein grundloses Wörteraspirn.

*

Kleiner Sieg

und dann

wiederum

ganz Stolz

betrachte ich mich

als deinen kleinen

Hass

als Kratzer

in deinem Glaspalast,

der mir versichert,

dass ich bin.

*

Sorgenvoll

vereinzle

ich

im unmöblierten

Turmzimmer

meiner

Stein

um

Stein

erbauten

Verzweiflungsburg

Baby

lass dein Haar

h

i

n

u

n

t

e

r

*

Einwände

Deine Küsse ziehen Risse

in die schwarze Teerwand meiner Lebenswelt.

Doch reicht es dir aus,

nur ein Sprung in meiner Welt zu sein?

Gerne würde ich an diesen gewitternden

Blitzästen ins Licht empor klettern.

Aber wenn ich dann bei dir wäre,

würdest du mich noch wollen?

*

Schreiben

Leicht

geht uns nichts von der Hand

außer vielleicht

der Schlag ins eigene Gesicht.

*

Anrufung

Eine morsche Wortbrücke zimmern,

über ein zugefrorenes Rinnsal der Zärtlichkeit.

Mit Einmachgedanken aus der Liebesspeis:

garantiert selbstverlogen,

hundertprozentig schmerzzertifiziert

und hoffnungsleer.

Hundert Jahre Einzelhaft;

jeder Tag ein aufgewärmter Liebestod.

Ein Liebesschmus geleitet

von betäubender Einsichtsverweigerung

schreibt sich wie von selbst.

Augen verengt zu wütenden Münzschlitzen,

die nach Zärtlichkeit gieren

bevor die Leitung abreißt.

Du hörst es,

aber du glaubst es nie:

Kein Anschluss unter dieser Nummer.

*

Chef du monde

Der Zuckerwattebarttyp

mit Kobraglied unterm Wolkentanga

hat wohl ein Ozonloch

in seiner Birne.

*

verlieben

Ihre krokodilgrüne Augen

verschlingen nachtschwer

die angerostete Fassade

meines vermoosten Selbstmitleids;

Tiefer und immer noch tiefer

will ich in sie eintauchen,

die Angst abschüttelnd,

in der unendlichen Mitte,

zwischen ersehntem Grund

und längst unerreichbarer Oberfläche

kläglich ertrinken.

*

Für dich

Im Wesentlichen

sind

all meine

Gedichte

kleine Morddrohungen.

*

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