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Den Jockey oder seine Gäule


Als ließe sich durch die Imitation der Gesten eines Nachdenkenden das Denken selbst in Gang setzten, strich er, den Ellenbogen auf den Tisch gestützt, mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand, mehrmals über seine dichten Augenbrauen, den Blick starr auf die Spitze seines Kugelschreibers gerichtet, die wenige Millimeter über einem weißen Blatt Papier leicht zitternd schwebte, geradewegs so, als übte sie bereits die Buchstaben jener Wörter ein, die ihm noch nicht zu Bewusstsein gekommen waren. Die Augen geschlossen, führte ihn die Vorstellung eines glucksenden Ausgusses in die dunklen Gänge seiner träumerischen Ideenlosigkeit. Sorgfältig setzte er das Datum auf den linken oberen Rand des Blattes, wobei es ihm erschien, als webe die Langsamkeit dieser Bewegung, Kette um Schluss verkreuzt, einen kleinen Teppich aus Zeit.

Geplagt von fiebriger Einfallslosigkeit zitterten sich seine Gedankengänge in holprige Gliedsätze hinein. Woran er auch schrieb, die Arbeit ging ihm nicht leicht von der Hand und bald schon lagen seine knochigen Finger, niedergestreckt vom Ritt durch die Absätze, auf der Tastatur seines Laptops – abgemagerte Rennpferde, nur noch Haut und Knochen, am Ende - während sich sein Blick in einem wirren Satzgestrüpp voller Auslassungen, Gedankenstriche und Dreifachpunkten stur verfing. Notschlachten! Fragt sich nur: den Jockey oder seine Gäule?


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