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fangen wir an: Lukas ein Abenteuerroman


Lukas, so heißt unser bedauerlicher Held, muss eine Reihe von lähmenden Beobachtungen machen, bevor er sich an der Schiffsbar endlich die Kante geben kann. Schuld daran ist dieser fürchterliche Gockel hinter der Tastatur, der sich einbildet er wäre ein Schriftsteller. Alle möglichen Dinge werden, betastet, betrachtet, erklärt. Lukas ist 31 Jahre alt und Funktionsjackenträger. Ja, Funktionsjackenträger! Warum, verfickte Scheiße wird dieser arme Tropf vom Autor in eine Funktionsjacke gezwängt? Antwort: damit er sich zwei Absätze lang damit beschäftigen kann, nach seiner Schlüsselkarte zu suchen. Haar klein erklärt uns dieser sadistische Autor, dass er mit der linken Hand in seine Brusttasche greift, während er mit den Fingerspitzen der rechten Hand seine Schlüsselkarte sucht. Schließlich werden auch noch Seitentasche, Innentasche, Geheimtasche und Sonderfunktionstasche nach Gegenständen abgesucht, die im weiteren Verlauf der Handlung keinerlei Rolle spielen. Glücklicherweise findet sich jeder einzelne verschissene Gegenstand genau dort, wo ihn der Autor platziert haben will. Unser Held hat seine erste Prüfung bestanden! Nun stünde es ihm freilich zu, diesen ersten Achtungserfolg angemessen zu begießen und sich anschließend unter der Dusche einen von der Palme zu wedeln, aber halt. Zunächst wollen die Stufen zu Schiffsbar überwunden werden, das dauert. Denn Lukas hat zwei Beine und Zwei Arme und der Boden ist feuchtglänzend. Zudem kommt ihm auf der Treppe ein Trupp angesoffener Holländer entgegen. Dennoch der Aufstieg gelingt! Mit einer Hand am Treppengeländer, Fuß für Fuß schafft der den beschwerlichen Anstieg! Ein Sieg auf ganzer Linie. Lukas freut sich, denn endlich ist an der feuchten Quelle angelangt. Nur noch ein bis fünf Mal die Funktionsjackentasche durchsuchen. Ja, Schlüssel und Boardkarte sind noch immer an ihrem Platz. Nachdem er nun seiner autoerotischen Obsession zum wiederholten Male nachgegeben hat, versucht er die Preisliste auf einer Tafel hinter der Bar zu entziffern, während sich der Leser mit einer unglücklichen Partizipialkonstruktion abmüht. Zu Trinken gönnt ihm der Autor nichts, da Lukas nicht über das nötige Kleingeld verfügt. Zum Glück hört unser Funktionsjackenträger Stimmen. In diesem Fall die Stimme einer Verflossenen, die ihm eingibt, er solle sich doch einen Ruck geben und ein kleines Bier bestellen. Mit dem Bier in der Hand stakst er übers Deck bis an die Reling, wo er sich nach mehrmaligem Abtasten nicht dazu durchringen kann den Fotoapparat aus der Tasche zu nehmen, da diese Operation ein Abstellen der Bierflasche erforderlich gemacht hätte und weder Lukas, noch der Autor bereit sind, derartige Kunststücke auszuführen.


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