ein Dramatiker

Dramatiker: Ich habe über ihren Tod niemals gesprochen.

Niemals sprechen können.

Schreiben ja,

schreiben konnte, musste ich über diesen Tod.

Aber sprechen. Niemals.

An der Tür klopft es leise. Der Dramatiker horcht auf, geht zur Tür und legt sein Ohr an sie. Geht dann wieder weg von der Tür; mit einem sanften Kopfschütteln.

Dramatiker: Wir sprechen ja…

Es klopft abermals, diesmal lauter. Der Dramatiker verstummt, geht dann mit leisen, langsamen Schritten zur Tür, legt sein Ohr an die Tür, verharrt so einige Sekunden: schließlich klopft es sehr laut. Der Dramatiker erschrickt, macht einige Schritte zurück, blickt bestürzt drein. Dann öffnet er die Tür.

Dramatiker: Anders!

(Anders bleibt noch draußen stehen)

Dramatiker: Treten sie doch ein Anders. Was stehen sie draußen so herum.

Anders ganz in schwarz mit Hut und Gehstock, tritt zögerlich ein, blickt auf die Uhr.

Dramatiker: Nun legen sie doch ab, Anders. Es ist noch Zeit. Sie sind früh dran.

Anders: (der nicht ablegt, sondern mitten im Zimmer stehen bleibt, und nur seinen Hut abnimmt) Ich bin immer zu früh dran. Eine Unart von mir.

Dramatiker: Aber ein Gläschen Wein werden sie mir doch noch zugestehen?

Anders: Ein letztes Gläschen Wein, das ist immer drinnen.

Dramatiker: Anders, Anders… Sie haben eine große Zukunft im Verlagswesen vor sich. (Dramatiker schenkt zwei Gläser Rotwein ein, reicht Anders eines davon)

Anders: Sind sie gar nicht aufgeregt?

Dramatiker: Aufgeregt? Aber warum denn? Schließlich ist das mein Leben, mein Geschäft.

Anders: (leise zu sich selbst) Ihr Geschäft?

Ich bewundere ihre Einstellung.

Dramatiker: Ja, ja Anders. Einstellung, Einstellung… das halbe Leben.

Anders: Und die andere Hälfte des Lebens?

Dramatiker: Ereignisse, Anders, Ereignisse, auf die man sich nicht einstellen kann.

Anders und der Dramatiker trinken stumm den Wein aus.

Anders: Sind sie also bereit?

Dramatiker: (zieht den alten Morgenmantel aus und den Rock an) Lassen sie uns gehen Anders, lassen sie uns gehen.