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übung2

Ich will mit meiner Umarmung die Umarmung neu erfinden. Ich will mit meinem Kuss das Küssen reformieren. Ich will mit meiner Liebe die Liebe auf eine neue Ebene anheben. <Küsse das Glück von meinen Lippen>, sie presst sich an mich. Ich fühle Wärme und Sicherheit in mir aufsteigen, während sich ihre fleischig roten, Glück versprechenden Lippen, meinem ausgehungerten Mund annähern. Es ist vorbei, noch bevor es richtig angefangen hat, doch die Welt ist eine andere. <Mein kleines wurmstichiges Herz sehnt sich nach dir>. <Ich weiß, ich weiß>, entgegnet sie und presst mir beruhigend ihre Handflächen auf die Brust, um meinen Schmerz zu lindern. <Könnte es sein, dass wir die Zwei sind, die zu sein schon so viele vorgegeben haben?> Ihre ernsten und zugleich aufrichtig warmen großen braunen Augen geben mir eine Antwort, noch bevor der Klang ihrer kühlen Stimme meine süße Phantasie durchschneidet: <möglich, aber nicht besonders wahrscheinlich, mein Füchslein>. Ich kann nicht sagen, dass ich enttäuscht bin, ich bin nur wieder nüchtern. <Wer ist dieser Mensch, den du in deinem Herzen mit dir herumschleppst?>

<Er ist niemand, und doch jeder. Mit 27 hat er sich eine Überdosis gesetzt. Ich lege Blumen auf sein Grab, jede Woche. Heute ist er ein gemachter Mann in Berlin, schreibt Romane – allesamt Bestseller. Mein Bruder, der Teil von mir, den ich liebe. Alles andere ist bemitleidenswert einfach und nebensächlich>


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