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ein Gespräch 4

Sein Angebot noch einen Tee zu nehmen, lehnte sie mit der Bemerkung ab, dass sie schon vor zwanzig Minuten habe gehen wollen. Zur Bekräftigung dieses erneuten Sieges, blickte sie gelassen auf die Uhr und schüttelte ihre brünette Haarpracht. In einer Bewegung zwängte sie sich in ihre Jacke, griff nach Handtasche und Mobiltelefon und schob den Sessel an den Tisch. „Ich zahle an der Bar.“ „Ich ruf dich an“, rief er ihr noch nach, als sie sich schon längst Umgedreht hatte.

Der seltsame Vogel blieb reglos sitzen, kippte sich den nächsten weißen Spritzer hinter die Binde. Vergleiche mit einem aus dem Nest gefallenen Küken scheinen übertrieben, drängen sich bei dieser komischen Vorstellung allerdings auf.

Wer war dieser Kerl? Ich hatte das ganze Gespräch verfolgt. Zunächst hatte ich mich noch hinter meiner Zeitung versteckt, doch als ich gemerkt hatte, dass die beiden viel zu abwesend waren, um von meiner Gegenwart Notiz zu nehmen, hatte ich sie von meinem Platz gegenüber ganz offen angestarrt. Nun war der Kerl alleine, begann zu trinken, und sicher würde er nichts dagegen haben, wenn ich ihm einen ausgab. Früher oder später würde er dann mit seiner Geschichte herausplatzen. Ich gierte förmlich nach dieser kleinen Romanze, die hier, direkt vor meinen Augen, ein so jähes Ende gefunden hatte. Die Möglichkeit mir eine Abfuhr einzuhandeln war gering. Dieser Typ war leer, völlig ausgekocht, dass konnte man sofort sehen, und während ich noch überlegte, wie ich es am Besten anstellen konnte, mit ihm ins Gespräch zu kommen, überraschte mich der Kerl zum ersten Mal. „Du hast wohl alles mitgehört?“ Ich griente: „Ließ sich kaum vermeiden. Darf ich dir einen ausgeben?“


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