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Gespräch 5

Ich bestellte uns zwei doppelte Whiskeys. Noch ehe wir unseren ersten Drink geleert hatten, begann er zu erzählen. Wobei erzählen ein viel zu schwacher Ausdruck ist. Es sprudelte aus ihm heraus, wie aus einem Geysir. Die lange Version schenke ich mir. Es ist eine typische Liebesgeschichte. Mann trifft Frau, die noch einen anderen liebt. Sie haben was mit einander. Nach einigen Wochen besucht sie ihren Freund, einen Iren, sie vögeln („vögeln“ hat er gesagt, für mich kommt hier „sie liebten einander“ näher an den Kern der Sache). Nachher ist alles anders. Sie sehen sich weiterhin, aber er wird mit der Situation nicht mehr fertig, greift zur Flasche, ruft sie an. Sie fühlt sich von ihm eingeengt und präsentiert ihm die Rechnung. Zur Darlegung dieses einfachen Sachverhalts brauchte er fast fünf doppelte Whiskeys. Wie man eine Geschichte über einen schlechten Fick so pathetisch erzählen kann, ist mir ein Rätsel. Ich schätze mal der Typ war in seinem Leben nicht mit mehr als drei Frauen zusammen, wahrscheinlich ist das noch zu hoch gegriffen.

Es musste ihm wohl aufgefallen sein, dass ich die ganze Sache einigermaßen lächerlich fand, denn als er seinen whiskeyschwangeren Redeschwall beendet hatte fragte er mich, ob ich ihn für einen Idioten hielte. Ich machte eine ernste Miene, und log ihm ins Gesicht.


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