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Handwerk 2

Ich ging im Zimmer auf und ab. Fünfzehn Uhr. Die Nachmittagssonne durchflutete den Raum. Vielleicht sollte ich mich wieder ins Bett legen. Schlafen, den ganzen Tag, das ganze Leben. Während ich darüber nachdachte viel mir ein wunderbarer Ausspruch von Jörg Fauser ein: „Wenn sie schon nichts zu erzählen haben, warum müssen sie dann auch noch darüber schreiben?“ Ja, warum eigentlich Jörg? Einsamkeit, die Freundin meldet sich nicht mehr, wir haben kein Leben und kein Perspektiven, keine Zukunft und keine Vergangenheit, von der wir zehren könnten. Pustekuchen. Da wird uns ganz mulmig in der Bauchgegend. So arme Schweine müssen ja wohl ihre Lebensgeschichte aufs Papier schmieren. Man könnte vielleicht eins dagegenhalten, ich glaube das Zitat stammt aus einem Auster Roman: „Wer keine Geschichten erzählen kann, der erlebt auch keine.“ Du kannst es dir aussuchen. Entweder du kannst nichts erzählen, weil du nichts erlebst, oder du erlebst nichts, weil du nicht erzählen kannst. Was auf mich zutrifft, weiß ich nicht. Am ehrlichsten wäre es wohl, mich als einen verwöhnten nicht mehr ganz so jugendlichen Jugendlichen zu beschreiben, der den Arsch nicht hochkriegt. Aber was tut das schon zur Sache, wir wollen einen Roman schreiben. Fiktion! Schriebe ich nur über mich, käme ich nicht über die zweite Seite hinaus.


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