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Das ist eine ganz gewöhnliche Story. Ein Typ, der sein Leben als sinnentleert erfährt vögelt mit einigen Frauen und Männern, wenn er nicht gerade zu besoffen ist, um einen hochzukriegen. Die Story hat keinen tieferen Sinn, trifft keine Aussage über das Leben in unserer Zeit, verfolgt nicht die Absicht unsere Oberflächlichkeit breit auszuwalzen, bis wir angesichts unserer nackten Existenz doch Läuterung finden. Natürlich steht die Story in einer gewissen Tradition, sie ist aber weder von herausragendem Einfallsreichtum noch besonders abgefuckt. Das ist eine ganz gewöhnliche Story über Liebe, Rausch, Gier, Selbsthass und Verachtung, wie sie sie jeder billigen Frauen- oder Männerillustrierten entnehmen können. Die Story wird ihnen keine Antworten geben. Sie suchen nach einem tiefern Sinn? Dann reden sie sich doch ein an Gott zu glauben oder zumindest an die Erreichbarkeit der Quartalszahlen, die ihre Firma anstrebt, betreiben sie Sport, heiraten sie, betrinken sie sich und schreiben ein paar Zeilen und nennen sich dann Schriftsteller. Egal was, aber wenn sie Sinn suchen, dann wird ihnen dieser Text nicht helfen. Ich hab mal von einem Typen gehört, der den Sinn seines Lebens tatsächlich gefunden hat. Zwei Wochen später hat er sich erhängt. Er hatte seinen Traumjob im Filmarchiv verloren, sein Buch wurde doch nicht verlegt und seine Frau hat mit irgendeinem irischen Seelenfreund herumgevögelt. Angesichts dieser Tragödie geht es mir doch ziemlich am Arsch vorbei, dass Kant meint, wir dürften unseren Körper nicht verzwecken und Selbstmord stünde im Widerspruch zum kategorischen Imperativ. Aber das kann auch nur von einem Typen stammen, der dagegen war sich einen runterzujodeln. Sie bemerken bereits. Der Autor bemüht sich erst gar nicht die tiefgehenden Dimensionen des kantschen Denkens auszuloten.


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